Fertighaus oder Baumeisterhaus?

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Entscheidungshilfe: Fertighaus oder Baumeisterhaus?

Wer in den kommenden Jahren sein Traumhaus realisieren möchte, steht vor einer grundlegenden Entscheidung: Lieber ein klassisches Baumeisterhaus – geplant von einem Ingenieur- bzw. einem Architekturbüro und errichtet von einem Generalunternehmer bzw. einer Baufirma – oder ein Fertighaus, dessen Einzelteile bereits vor dem Baustart gefertigt werden?

Momentan ist die Nachfrage nach Fertighäusern groß – laut Schätzungen des Bundesverbandes Deutscher Fertigbau liegt der Marktanteil für Holzfertighäuser derzeit bei rund 15 %. Grund für die starke Nachfrage ist einerseits das Interesse an sehr energieeffizienten und nachhaltigen Bauweisen – der Baustoff Holz schneidet hier sehr gut ab. Außerdem erfüllt er leichter die staatlichen Kriterien für die Förderung.

Individuelle Situation als Entscheidungsgrundlage

Welche Entscheidung schlussendlich getroffen wird, hängt sehr von den individuellen Bedürfnissen ab: Wie viel Geld steht zur Verfügung? Wo wird das Haus erbaut? Wie viel möchten Sie selbst am Hausbau mitarbeiten? Möchten Sie aus Holz bauen – oder aus Beton und Stein?

Zwei verschiedene Lösungen für das Traumhaus

Die folgende Übersicht soll künftigen Häuslebauern eine Entscheidungshilfe sein, um die richtige Wahl zu treffen. Grundsätzlich gilt: Weder die eine, noch die andere Bauweise ist „besser“. Je nach dem, welchen Bereichen der Bauherr selbst höhere Bedeutung beimisst, kann sowohl das Fertighaus als auch das klassische Baumeisterhaus bzw. das Massivhaus die Erwartungen erfüllen.

Das Fertighaus

  • kostengünstig
  • Kostensicherheit
  • vorgefertigte Einzelteile
  • Aus Holz oder Leichtbeton
  • weniger Gestaltungsspielraum
  • kaum spontane Änderungen möglich
  • fixer Übergabetermin
  • ca. 80 – 100 Jahre Lebensdauer
  • Geringerer Schallschutz
  • Geringere Wiederverkaufswert


Das klassische Baumeisterhaus

  • kostenintensiver
  • Kostenerhöhung möglich
  • Errichtung „Stein-auf-Stein“
  • Aus Beton, Stein, Stahl, Holz
  • Individuelle Gestaltung
  • Änderungen während der Bauzeit möglich
  • fixer Übergabetermin
  • ca. 100 Jahre Lebensdauer
  • höherer Schallschutz
  • höherer Wiederverkaufswert



Kosten Fertighaus – Baumeisterhaus

In punkto Kosten hat das Fertighaus ganz klar die Nase vorne: Bei kleinen Fertighäuser liegen die Baukosten oftmals unter 100.000 Euro. Hinzu kommen noch die Baunebenkosten, z.B. für Notar & Co., die schnell mal 15 % der Baukosten betragen können.

Die Preise in den Katalogen sind meist die Grundpreise ab Oberkante Keller. Zum angegebenen Preis kommen also noch die Kosten für Keller oder Grundplatte (20.000 – 50.000 Euro) und für Vorleistungen (Baugrunduntersuchung etc.). Ebenfalls oft nicht im Preis enthalten sind Kosten für die individuelle Gestaltung (andere Böden, Fliesen, bestimmte Steckdosen…).

Tipp: Die Kosten für Fertighäuser sind oft nicht sehr transparent – um verschiedene Anbieter vergleichen zu können, müssen Sie Materialien, Mengen und Qualität ganz genau vergleichen.

Bauzeit

Auch in Sachen Bauzeit gewinnt das Fertighaus aus dem Katalog das Rennen: Ein Fertighaus kann innerhalb einiger Tage errichtet werden, der Innenausbau dauert meist zwei, drei Wochen. Innerhalb von einem Monat kann die Immobilie aus dem Baukasten errichtet werden.

Bauweise

Wie bereits erwähnt, werden die Fertighäuser aus in Fabrikhallen hergestellten, vorgefertigten Bauteilen direkt auf der Baustelle zusammengesetzt. Meist sind die Häuser standardisiert – Bauherren können allerdings frei zwischen unterschiedlichen Haustypen, Grundrissen und Materialien wählen. Viele Unternehmer bieten Fertighäuser schlüsselfertig an – so dass Familien nach dem Bauende gleich einziehen können.

Materialien

Während Fertighäuser meist aus Holz bestehen, ist das klassische Baumeisterhaus ein Massivhaus und besteht aus Beton, Stein und Stahl. Zum Teil werden aktuell auch einzelne Teile für Fertighäuser aus Leichtbeton hergestellt und anschließend mit Beton vergossen. Hierbei werden also auch massive Baumaterialien eingesetzt – großteils werden allerdings auch diese vorgefertigt. Diese Bauweise nennt sich „Fertighaus in Massivbauweise“.

Individuelle Gestaltung

Lange waren Fertighäuser nur im Einheitslook zu bekommen – inzwischen haben Bauherren auch bei Fertighäusern mehr Freiraum in Sachen Gestaltung. Gerade im Bereich der Architektur – aber auch der Ökologie – haben Fertighäuser in den vergangenen Jahren aufgeholt. Nichts desto trotz bietet das klassisch gemeinsam mit einem Architekten geplante Massivhaus noch mehr individuellen Gestaltungsraum – auch während des Bauens.

Lebensdauer

Hinsichtlich der Lebensdauer gibt es kaum mehr Unterschiede: Die Lebensdauer von Massivhäusern wird mit 100 Jahren beziffert – ebenso die Lebensdauer von Fertighäusern. Langfristig und über Generationen gesehen ist der Baustoff Beton allerdings möglicherweise beständiger als Holz.

Schallschutz

Wer sich absolute Ruhe wünscht – sollte sich für ein Massivhaus entscheiden. Fertighäuser sind deutlich hellhöriger als Massivhäuser, der Grund dafür ist in den verwendeten Materialien zu finden.

Wärmedämmung

Nach außen sind Fertighäuser sehr gut isoliert – Holz ist für die Wärmedämmung ein geeigneter Baustoff. Nach innen allerdings ist die Wärmedämmung schlechter, auch wegen des „offenen Wohnens“. Das Raumklima ist überall dasselbe, eine kontrollierte Entlüftung bietet sich als Lösung an.

Ökologie

Der Baustoff Holz ist äußerst ökologisch und nachhaltig: Er wächst nach und isoliert in Verbindung mit Dämmmaterialien besser als Beton und Stein. Die meisten Holz-Fertighäuser sind gleichzeitig Energiesparhäuser, einige Hersteller bieten auch komplette Passivhäuser oder Fertighäuser für Selbstversorger inklusive Strom- und Warmwassergewinnungsanlage über Sonnenkollektoren und Photovoltaikmodulen an – schlüsselfertig ab 200.000 Euro.

Wiederverkaufswert

Obwohl es im Grunde keine einleuchtende Erklärung dafür gibt: Wer sein Fertighaus später verkauft, muss mit größeren Preisabschlägen rechnen, als wenn er ein Massivhaus verkaufen würde. Für „moderne Nomaden“ ist das Fertighaus also nichts.

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